Neue Wege der Direktvermarktung

Zwischen Februar und März 2024 fanden unsere Informationsveranstaltungen „Neue Wege der Direktvermarktung“ zu den Potentialen und Grenzen von Solidarischer Landwirtschaft in Nörten-Hardenberg in Niedersachsen, Engelskirchen in NRW (Hybridveranstaltung), Weimar in Thüringen und Seelitz in Sachsen statt (siehe Fotos). An den Veranstaltungen nahmen zwischen 30 und knapp 50 Personen teil. Eingeladen waren Landwirt:innen, Gärtner:innen und andere Interessierte an der Idee der Solidarischen Landwirtschaft.

Nach einer kurzen Vorstellung des Solawi-Konzeptes und des SolaRegio-Projektes gab es in allen Regionen eine Podiumsdiskussion mit Vertreter:innen der Bauernverbände, der Landwirtschaftsministerien, der Beratung und von landwirtschaftlichen Betrieben, die bereits auf Solawi umgestellt haben. Bei einem gemeinsamen Abendessen gab es die Möglichkeit für weiteren Austausch. Betriebe, die an einer (Teil-)Umstellung auf Solawi interessiert sind, konnten sich bei der Veranstaltung für die im Rahmen von SolaRegio stattfindende Umstellungsbegleitung anmelden. Wir freuen uns über das große Interesse am Thema und über die knapp 20 Betriebe, die sich für die  anschließende Umstellungsbegleitung angemeldet haben. Auch möchten wir uns an dieser Stelle noch einmal bei allen Vortragenden, Podiumsteilnehmenden, Organisator:innen, Unterstützer:innen und Teilnehmer:innen bedanken.

In seinem Grußwort bei der Veranstaltung in Nörten-Hardenberg betonte Gerhard Schwetje, Präsident der Landwirtschaftsammer Niedersachsen und des Verbandes der Landwirtschaftskammern,  neben der Notwendigkeit der Transformation und Diversifizierung von landwirtschaftlichen Betrieben auch die Rolle der Landwirtschaftskammern in der fachlichen Begleitung von Betrieben, die an einer Umstellung auf Solawi interessiert sind. Die Potentiale von Solidarischer Landwirtschaft liegen vor allem in der Schaffung von Verbindungen zwischen Produzent:innen und Verbraucher:innen sowie ihrem Beitrag zu einer vielfältigen, regionalen und kleinbäuerlichen Landwirtschaft. Solawis tragen zur regionalen Ernährungssouveränität bei und sind ein wichtiger Baustein im Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten, von denen vor allem Betriebe und nicht Zwischenhändler profitieren können. Trotzdem wurde in allen Regionen die Mitgliederorganisation bzw. fehlende Abnehmerschaft, vor allem in ländlichen und strukturschwachen Räumen, als eine der größten Herausforderungen für Solawi genannt. 

Speziell im Bergischen Land, welches vor allem durch Milch- und Weidewirtschaft gekennzeichnet ist, stellen die großen Produktionsmengen (z.B. mehrere hundert Liter Milch am Tag) oder die zeitaufwändige Fleischproduktion durch eine fehlende Abnehmerschaft ein Hindernis für das Solawi-Modell dar. Durch Kooperationen, könnten die Produkte zumindest teilweise z.B. durch andere Solawis vermarktet werden. Des Weiteren erschweren bürokratische Hürden, wie z.B. der notwendige Grünlandumbruch auf Weideflächen zur Integration von Gemüsebau in bestehende Betriebe, die Teilumstellung auf Solawi. 

Unzureichende Investitionsförderungen für z.B. gebrauchte Maschinen sowie der fehlende Zugang zu landwirtschaftlichen Flächen sind weitere Herausforderungen, die eine Verbreitung von Solawi in den Projektregionen erschweren. In Thüringen und Niedersachsen betonen die Landwirtschaftsministerinnen Susanna Karawanskij und Miriam Staudte sowie der sächsische Landwirtschaftsminister Wolfram Günther, dass Solawis nichtsdestotrotz auch von bereits bestehenden bzw. angepassten Förderrichtlinien profitieren können. Auch in NRW hebt Hans Leser, stellvertretender Leiter der Abteilung Landwirtschaft, Gartenbau, Ländliche Räume im Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz, die „klassischen“ Agrarförderungen auch für Solawi hervor. Vertreter:innen der regionalen Bauernverbände, Betriebe und Kreisbauernschaften sehen Solawi zwar als Option für ihre Mitgliedsbetriebe, sehen jedoch Grenzen vor allem bei großen Betrieben mit hohem Maschineneinsatz und durch fehlende Informationen und Unsicherheiten z.B. bezüglich des Mitgliedermanagements. Klaus Strüber, landwirtschaftlicher Berater zum Thema Solawi und Vertreter des Netzwerks Solidarische Landwirtschaft, konnte hier zumindest einige Ängste nehmen und betonte, dass je nach Solawi-Modell viele der Entscheidungen beim Betrieb verbleiben.