Rückkehr zur Regionalität im Ernährungssystem

In der Forschungsprojekt-Reihe nascent werden der Beitrag und das Potenzial transformativer Wirtschaftsformen im Ernährungssektor untersucht.

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Bundesministerium für Bildung und Forschung
FONA Sozial-ökologische Forschung
nascent (engl.: aufkommend, entstehend, aufkeimend) ist eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Forschungsprojekt-Reihe. Als universitärer und zivilgesellschaftlicher Verbund erforschen wir die Entstehung und Entwicklung transformativer Wirtschaftsformen, die sich innerhalb des Ernährungssystems für eine ökologisch wertvolle, sozial inklusive und ökonomisch stabile sowie krisenfeste Regionalversorgung engagieren.
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Herausforderungen

  • Globalisierte Beschaffung
  • Vulnerabilität durch Fremdversorgungsabhängigkeit
  • Zunehmendes Höfesterben | Wachse oder Weiche
  • Verlust vielfältiger und lebendiger Kulturlandschaften
  • Verlust von Begegnungsorten: Anonymisierung, Entgrenzung
  • Verlust gesunder und ökologischer Esskultur
  • Verlust von Bodenfruchtbarkeit und biologischer Vielfalt
  • Flächenkonkurrenz durch Futtermittel- und Energiepflanzen & Anstieg der Siedlungs- und Verkehrsfläche
Zu den Vorteilen transformativer Ernährungsinitiativen und -unternehmen

Lösungsansätze

  • Etablierung regionaler Ernährungs- und Landwirtschaftssouveränität mit saisonalen und ökologischen Lebensmitteln
  • Ermöglichung bäuerlicher bzw. kleinstrukturierter Vielfalts-Landwirtschaft
  • Stärkung von Teilhabe, Integration & Gemeinschaftlichkeit
  • Förderung von Bewusstsein und Transparenz über Produktionszusammenhänge
Immer deutlicher treten die multiplen Krisen und Risiken einer industrialisierten Land- und
Ernährungswirtschaft zutage. Landwirtschaftliche Großstrukturen und Monokulturen sowie die
Konzentration transnationaler Unternehmen tragen dazu bei, dass Land- und Ernährungswirtschaft
bereits heute für das Überschreiten von vier der neun planetaren Grenzen wesentlich mitverantwortlich zeichnen: Landnutzungswandel, Stickstoff- und Phosphoreinträge, Reduktion
der Artenvielfalt sowie Klimawandel konfrontieren uns mit der Überlastung unserer Lebensgrundlagen.
 
Vor diesem Hintergrund entwickelt eine kontinuierlich
zunehmende Anzahl transformativer Unternehmen und Initiativen radikale Alternativen. Weltweit, aber auch hierzulande, machen sich Ernährungsunternehm(ung)en auf den Weg,
transformative Formen der Lebensmittelversorgung zu erproben und zu verbreiten.
 
  • Wie können diese transformativen Wirtschaftsformen, statt in der Nische zu verharren, umfassende Innovationsprozesse in Gang setzen?
  • Wie ist ihr Beitrag als Transformationspioniere einzuschätzen, um andere zur Beteiligung und zum Nachahmen zu motivieren?
  • Können diese Initiativen  das etablierte Ernährungssystem verändern?

Entwicklungschancen durch Solawi-Betriebe

Wie kann die Solidarische Landwirtschaft (SoLawi) zum Wandel des Agrar- und Ernährungssektors beitragen? Welche Möglichkeiten und Grenzen hat dieses innovative Wirtschafts-Prinzip als Impulsgeber für resiliente und nachhaltige Wertschöpfungsräume?

Seit Anfang 2020 werden die Potenziale und Grenzen dieser Wirtschaftsform untersucht. Das Ziel des Projektes besteht darin, folgende Aspekte zu analysieren und gleichsam  in der Praxis zu befördern:

1) die Entstehung und Verbreitung Solidarischer Landwirtschaftsbetriebe 

2) deren soziale und betriebswirtschaftliche Stabilisierung und 

3)  den daraus resultierenden Beitrag zu einer resilienten und umfassenden Regionalversorgung.

Das Projektteam arbeitet transdisziplinär, das heißt in engem Austausch mit Praxispartnern, wie beispielsweise dem Netzwerk Solidarische Landwirtschaft. Als Ergebnis soll neben der wissenschaftlichen Einordnung dieser spezifischen Wirtschaftsweise unter anderem ein Praxisleitfaden zur Stabilisierung von SoLawi-Betrieben entstehen.

Nachhaltigkeit durch transformative Wirtschaftsformen

Neue Wirtschaftsformen und -initiativen, wie beispielsweise Urban Gardening Projekte, Solidarische Landwirtschaft oder Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften, sind geprägt von einem neuen Verständnis des Zusammenwirkens von Konsumenten und Produzenten. 

Nascent untersucht die Potenziale zur Transformation des etablierten Ernährungssystems, die von diesen Initiativen ausgehen. Dafür werden Initiativen in fünf Regionen Deutschlands untersucht: Oldenburg und Umland, Berlin und Umland, Leipzig und Dresden, München und Umland und Freiburg im Breisgau und Umland. Außerdem wird durch die Kooperation mit Partnern im Ausland auch die Entwicklung in anderen Staaten betrachtet. Das Projektteam möchte eine Typologie der Initiativen erarbeiten, ihre unterschiedlichen Motivationen und Interessen herauskristallisieren. Anhand dieser Ergebnisse wollen die WissenschaftlerInnen Diffusionspotenziale aufzeigen und zielgruppenspezifische Informationsangebote bereitstellen, um eine nachhaltige Entwicklung des Ernährungssystems unterstützend voranzutreiben.

Ergebnisse

Als Initiatoren einer nachhaltigen und graduell kooperativen Wirtschaftsweise besteht die Rolle transformativer Unternehmen und Initiativen in der Erprobung alternativer Versorgungspraktiken. In regionalen Wertschöpfungsräumen können sie einerseits eine stabile Versorgung mit regionalen, fair und nachhaltig/ökologisch erzeugten Produkten und Lebensmitteln gewährleisten, andererseits bieten sie Orte für Teilhabe, solidarisches Wirtschaften und transformatives Lernen. Transformative Unternehmungen befähigen auf vielfältige Weise zu nachhaltigen Praktiken.

Im Rahmen des Forschungprojektes wurden bereits zahlreiche qualitative wie quantitive Daten erhoben, welche die vielfältigen Potenziale, aber auch Grenzen transformativer Unternehmen und Initiativen aufdecken.

Niko Paech über "SoLawi - Revolution aus der Nische?"
Marius Rommel über "SoLawi als transformative Wirtschaftsform"

Aktuelles

Beitrag auf Wissenschaftstagung „Reiz der Nische“: Wie Solidarische Landwirtschaft Nischen besetzt und kollaborativ überwinden kann

Mit einem Beitrag auf der Wissenschaftstagung „Reiz der Nische“ wurde basierend auf den nascent-Foschungserbnissen vorgestellt und diskutiert, wie Solidarische Landwirtschaft Nischen besetzt und kollaborativ überwinden kann. Die Beziehungen zwischen SoLawis und sog. Systemdienstleistern standen dabei im Fokus, um Umstellungshemmnisse stärker abzubauen und um auf die anfängliche Bedarfsvielfalt besser reagieren zu können.

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